Nun hatten wir in Cloppenburg unseren ersten "Tag des Heimatwissens“. Es war eine interessante Erfahrung. Zunächst bestand Unsicherheit, ob überhaupt genug Teilnehmer kommen würden - aber das war dann eine unbegründete Sorge, ca. 30 waren dann anwesend und die meisten blieben bis zum Schluss.
Dann war ich unsicher, ob sich das wiederholen würde, was ich bei vielen Fortbildungen in den 1980er und 1990er Jahren erlebt hatte, diese ganz spezifische, intensive Form der Zusammenarbeit. Und ja, auch diese Sorge war unberechtigt. Es war wie früher! Das klingt nostalgisch, ist aber gar nicht so gemeint, denn es bedeutet, dass Laienforscher eine besondere Art von Teilnehmern sind. Im Gegensatz zu Studierenden brauchen sie keine Punkte oder Prüfungsleistungen, sie wissen meist schon, was sie können, was sie wollen - und was sie nicht wollen. Sie sind freiwillig hier. Das schafft eine spezifische Seminaratmosphäre.
Als Drittes hatte ich mich gefragt, ob das Bild vom Laienforscher, also demjenigen, der zwar keine (in der Regel) wissenschaftliche Ausbildung hat, aber dennoch kenntnisreich mit Quellen und regionalen Themen arbeiten kann, auch wirklich zutrifft. Auch hier wieder ein Ja. Nein, es sind keine Wissenschaftler, das wollen sie auch nicht sein. Die meisten sind fest eingebunden in lokale Strukturen und schreiben für ihre Dorfbewohner. Aber das heißt ja nicht, dass sie nicht forschend, erkundend unterwegs sind.
Übrigens sind die Unterschiede fließend, denn auch manch ein ausgebildeter Historiker landet manchmal bei den „Laien“ (wie der Schreiber dieses Textes auch).
Was gilt es für die Zukunft zu bedenken?
Zum einen müssen wir weitermachen. Gute Laienforschung braucht den Kontakt und das Zusammentreffen, in den 1980er Jahren traf das schon zu, heute nicht weniger. Die nächste Tagung ist schon in Hösseringen geplant. Weitere sollten folgen, wobei Impulsreferate von Wissenschaftlern um Workshopelemente ergänzt werden sollten. Das hat sich diesmal bewährt, obwohl die Rahmenbedingungen etwas ungünstig waren.
Zum andern müssen die Arbeiten von Laienforschern präsenter werden. Derzeit gibt es keine Rezensionen von Laienforschern, die überörtlich wahrgenommen werden. Vielleicht kann diese Aufgabe das ab dem 1.7. geplante Heimatnetz des NHB übernehmen.
Wichtig sind aber auch die Wissenschaftler. Christoph Rass verwies in seinem Statement darauf, dass für die meisten Wissenschaftler die Kooperation mit Laien wenig gewinnbringend ist, denn diese Kooperation braucht Zeit, erbringt im akademischen Alltag aber nichts. Rass gehört eher noch zu den Ausnahmen, denn er nimmt sich diese Zeit. Viele tun das nicht. Hier brauchen wir auch eine andere Wissenschaftskultur, die eine solche Kooperation auch im akademischen Rahmen bis zu einem gewissen Maß honoriert. Ansonsten sind wissenschaftliche Idealisten gefragt, von denen es einige gibt!
Das gemeinsame Gespräch über gemeinsame Themen, wie diesmal den Ersten Weltkrieg in seinen lokalen und regionalen Auswirkungen, kann entscheidend weiter helfen. Einige Hoffnung setze ich darin, dass der NHB mit dem geplanten Heimatnetz und weiteren Veranstaltungen hier den organisatorischen Rahmen abbildet, auf dem sich Laienforscher und Wissenschaftler wieder systematischer begegnen. Vielleicht öffnen sich auch wissenschaftliche Einrichtungen wie die Historische Kommission stärker engagierten Laienforschern. Die einfache Losung: Hier die Datensammler (die Laienforscher), dort die Wissenschaftler, das hat schon dies erste Treffen gezeigt, wird nicht funktionieren. Das wäre auch schade.